Eine Weinprobe mit Weingut Thörle
Eine Nachlese zur Weinprobe mit Christoph Thörle – einfach stimmungsvoll
Ei Gude und herzlich Willkommen zur Nachlese der Weinprobe mit Christoph Thörle, Weingut Thörle aus Saulheim. Auch diesmal kamen wir von Traubenglück ins faszinierende Vinarmarium in der schönen Mainzer Altstadt zu einer inspirierenden Weinprobe in authentischer Atmosphäre. Die familiäre Runde aus Weinliebhabern und Fans gingen zusammen mit uns und Christoph in dem alten Gemäuer auf eine stimmungsvolle Reise durch die Saulheimer Weinwelt.
Ein rheinhessischer Familienbetrieb
Diese familiären Weinwelt, die Christoph zusammen mit seinem Bruder Johannes erschafft und am Laufen hält, umfasst in Zahlen gute 25 Hektar. Auf dieser Fläche wird mit 50 % Anteil vorwiegend Riesling angebaut. Die andere Hälfte setzt sich zu 25 % aus Spätburgunder und, typisch für Rheinhessen, aus Weißburgunder, Grauburgunder und Sauvignon Blanc zusammen. Die Besonderheit Rheinhessens ist der prägende Boden – er besteht aus besonders viel Kalkstein. Und das lässt sowohl Riesling als auch Spätburgunder sehr gut anschlagen. Es entstehen dabei vorwiegend trockene Weine und ein kleiner Teil mit Restsüße. Eine besondere Stilistik haben die Gutsweine, die sehr würzig und ausdrucksstark sind – so auch der Begrüßungswein, der 2015 Riesling.
Über den Wolken mit dem Saulheimer Weißburgunder
Der 2015 Saulheimer Weißburgunder Kalkstein ist cremiger und weicher als der Begrüßungsriesling. Der am Südhang gelegene 28 Jahre alte Weinberg, auf dem die tollen Weintrauben des Weißburgunders wachsen, zeichnet sich durch den bereits erwähnten hohen Kalksteinanteil aus. Aber nicht nur das macht den Weißburgunder so besonders. Auch die Fässer aus französischer Eiche tragen ihren Teil dazu bei. Spätestens wenn man probiert, weiß man, wieso dieser Wein bereits in der First Class der Lufthansa serviert wurde. Genießen konnten WIR ihn mit charmanter Bodenhaftung – serviert mit Proviterols mit Frischkäse und Lachs vom Katthoefer Catering.
Wissenswertes aus dem Weinkeller und die Lagerung
Weil Weinfans durchaus mehrere Sachen gleichzeitig machen können, haben wir neben dem Genuss des Weins noch einiges über das Thema Holzfässer gelernt. Denn wer glaubt, dass zum Gelingen eines Weins nur der Weinberg und die für das Weingut Thörle typischen Spontangärung nötig wären, der irrt sich. Das Weinfass ist ein ganz entscheidender Faktor. So kann der Holzeinsatz etwa zu bitter oder auch zu hart sein – man braucht genau das richtige Holz, seine richtige Reifung und letztendlich auch das richtige Toasting, d.h. die Fässer werden innen ausgebrannt. Je nachdem wie lange sie über der Flamme stehen und wie heiß eben diese ist, verändert sich der spätere Einfluss auf den Wein.
Einen Chardonnay aus der Reserve gelockt
Nicht nur Begrüßungswein tanzt aus der Reihe raus. Auch der 2015 Réserve Chardonnay ist etwas ganz Besonderes! Erst in den 1990ern wurde der leckere Weißwein in Deutschland zugelassen – also vor gerade einmal 26 Jahren. Vor diesem Hintergrund ist es daher wenig verwunderlich, dass der Réserve Chardonnay aus einer der ältesten Parzellen des Weinguts Thörle kommt. Durch ihr Alter reichen die Wurzeln der Reben mittlerweile in den typischen Kalksteinboden hinein, sodass der Wein ein besonderes Aroma bekommt. Gekrönt wird dieses von langen Haltbarkeit des Weins – er kann gute fünf bis zehn Jahre gelagert werden. Und echte Genießer wissen das zu schätzen! Wer diesen Wein in die Finger kriegt, sollte erst einmal das Essen vergessen – auch die absolut leckere Hähnchenbrust auf Taboule.
Einzellagen wider Willen – zwei Rieslinge im Vergleich
Eine Weinprobe mit Traubenglück wäre keine richtige Weinprobe, wenn nicht auch zwei Weine direkt miteinander verglichen werden würden. Im Vergleich treten zwei Einzellagenrieslinge gegeneinander an. In der rechten Hand der 2015 Hölle Riesling, in der linken Hand der 2015 Schlossberg Riesling und in der Mitte die Frage, welchen Einfluss die Lage auf einen Wein haben kann. Per Hand geerntet, werden die Beeren ca. 12 – 18 Stunden lang leicht angequetscht stehen gelassen, damit der Saft noch ein paar Aromen aus den Beerenschalen ziehen kann, bis die beide Weine schließlich spontan in den alten Holzfässern vergoren werden. Was hat es nun mit den Namen auf sich? Die Hölle ist ein kleines Tal im Westen von Saulheim, in dessen Lage es sehr heiß werden kann und das 35 – 40 % Aktivkalk im Boden hat. Der Name Hölle kommt aber gerade nicht von der Temperatur, sondern von der ansteigende Lage. Der Hölle Riesling ist einen Tick ausdrucksvoller und salziger als sein Vergleichspartner. Der Schlossberg ist nach dem Schloss im Nachbarort benannt und liegt im Norden von Saulheim. Geprägt vom schweren Tonboden mit lediglich 15 – 20 % Kalkanteil, ist der Riesling eleganter und erdiger. Passend dazu wurde Handkäse mit Musik serviert.
Nicht ohne Spätburgunder!
Natürlich darf auf keinen Fall ein guter Spätburgunder fehlen – oder sogar zwei! Schon wieder ein Vergleich? Nicht ganz. Die Spätburgunder brauchen ihren Raum für sich. Der 2015 Saulheimer Spätburgunder Kalkstein ist ein Ortswein, der in der offenen Maischegärung spontan gegoren wird. Die Beerenschalen müssen hierbei immer wieder runter gedrückt werden, um den Kontakt zwischen Schale und Frucht zu gewährleisten. Insgesamt dauert der Kontakt von der Ernte bis zur Pressung rund 40 Tage. Der frisch am 1. Dezember abgefüllte Wein mag anfangs, durch die noch vorhandene Tanninstruktur, noch etwas ruppig rüber kommen. Aber genau DAS bildet einen schönen Kontrast zur Wildhasen Pastete mit Preiselbeeren Schmand.
Alles geschönt und richtig gelagert?
Der Spätburgunder inspirierte gleich zu zwei sehr interessanten Fragen, die Christoph gut nachvollziehbar und spannend beantwortet hat. Zuerst ging es um die sogenannte Eiweißschönung. Mittels der Zugabe von Eiweiß kann der Wein geschönt werden, was bedeutet, dass ihm z.B. Gerbstoffe (Tannine) entnommen werden. Ein weiteres Schönungsmittel wäre Bentonit, eine Tonerde, die Eiweiß filtern kann. Beides kommt Christoph nicht in den Wein. Ein wirklich unverzichtbares Mittelchen in der Weinherstellung ist Schwefel, da ohne dessen Zuge der Wein sofort braun wird – ähnlich einem angeschnittenen Apfel. Alle anderen Mittel sind optional, je nachdem welchen Wein man haben will. Und im Weingut Thörle will man sie vor allem spontan und ohne Zusätze.
Und was macht man jetzt mit diesen spontanen Weinen, wenn sie dann mal fertig sind? Na lagern natürlich! Damit man sie möglichst auch zuhause optimal genießen kann. Aber wie sieht denn eigentlich so eine fachmännisch korrekte Lagerung eigentlich aus? Auf lange Sicht sollten Weine liegend in einem dunklen Bereich gelagert werden, damit der Korken von innen nass bleibt. Aber auch von außen darf er nicht zu trocken werden! Die Luftfeuchtigkeit des Lagers ist damit auch wichtig, sonst verfällt der Korken oder wird reduziert, sodass der Wein aus der Flasche verdunstet. Das Raumklima sollte daher möglichst konstant bleiben.
Ein ausgezeichneter Spätburgunder
Lernen macht durstig! Auf so viel Input, muss erst einmal ein guter Schluck Spätburgunder getrunken werden. Auch der 2014 Hölle Spätburgunder hat es in sich! Bei einer Blindverkostung in London im Jahr 2011 wurde der Wein zum besten deutschen Spätburgunder gewählt. Der Pinot Noir ist damit auf höchstem Niveau konkurrenzfähig! Da bleibt nur eins zu tun: staunen und ihn zusammen mit der Kalbshüfte mit Röstzwiebeln genießen.
Süße Weine – ein Überraschungsmoment
Auch die schönste Weinprobe hat irgendwann mal ein Ende. Und DAS ist bei uns diesmal richtig süß. Zum Abschluss gab es den zweiten Vergleich an diesem Abend: zwei Restsüßerieslinge wollen probiert werden. In der linken Hand präsentierte sich der 2015 Riesling Kabinett fruchtsüß, in der rechten Hand der 2015 Riesling Spätlese fruchtsüß – und mitten drin eine herrliche Panna Cotta mit Pfirsich. Beides sind leichte Weine mit nur ca. 8 % Alkohol. Der Kabinett wird ca. 2,5 Wochen früher geerntet als die Spätlese und enthält grünere Aromen wie Zitrusfrucht und Grüner Apfel. Die Spätlese hingegen zeichnet sich durch viel exotischere, gelbere Aromen wie exotische Steinobstfrüchte aus. Diese süßen Weine kommen nicht nur in Asien sehr gut an – auch wir finden, dass sie wirklich weintastisch sind.
Geschichten aus dem Vinarmarium
Was wäre eine Weinprobe im Vinarmarium ohne eine tolle Geschichte darüber? Nur halb so toll. Thorsten Kiegele, der Inhaber des Vinarmariums, erzählte uns nicht nur von den Umbauten des Weinkellers. Besonders interessant ist die Konstruktion selbst. Der Kreuzgewölbekeller ist außergewöhnlich – denn er ist über 6 Meter hoch. Aber nicht nur das! Will man im Kreuzgewölbekeller ein kleines Schwätzchen abhalten, ohne dass sonst jemand etwas davon hören soll, muss man sich nur an die Ecken des Kreuzgewölbes setzen und leise flüstern. Die Person am genau gegenüberliegenden Punkt kann dann, aufgrund der Konstruktion des Gewölbes, alles klar und deutlich verstehen.
Wir von Traubenglück hatten viel Spaß mit euch und Christoph Thörle! Und hoffen, ihr hattet ebenfalls so viel Spaß wie wir. Falls ihr die Weine bestellen möchtet, dann könnt ihr das in unserem Online-Shop, gerne beraten wir euch aber auch persönlich in unserer Vinothek oder am Telefon.
Weintastische Grüße
Carina von Traubenglück