Ein Ausflug ins rheinhessische Nierstein, diesem geschichtsträchtigen Ort, an dem der Wein seit jeher einen enormen Stellenwert besitzt
Idyllisch direkt am Rhein etwa auf halbem Wege zwischen Mainz und Worms gelegen, hat sich Nierstein einen Namen als zweitgrößte Weinbaugemeinde Rheinhessens gemacht. Schon weit über 1000 Jahre alt, zählt die Stadt derzeit etwa 8000 Einwohner bei steigender Tendenz, die sich auf die Ortsteile Nierstein und Schwabsburg verteilen.
Bei Touristen kann Nierstein vor allem mit dem attraktiven Rheinufer, dem historischen Marktplatz samt Paläontologischem Museum sowie dem Sironabad, einem keltisch-römischen Quellenbad, punkten. In kultureller Hinsicht überzeugt die sympathische Kleinstadt nebenbei durch die allseits bekannten Weinbergrundfahrten sowie viele Feste und Veranstaltungen. Hierbei seien das Winzerfest, „Wein am Rhein“ oder der Niersteiner Kultursommer zu erwähnen, die sich bei Groß und Klein enormer Popularität erfreuen. Aber auch außerhalb der Festivitäten lädt Nierstein mit einer Vielzahl an Straußwirtschaften und Weinstuben zum Einkehren ein.
Den Wein in den Wurzeln
Kein unbeschriebenes Blatt bei Weinkennern ist Nierstein nicht nur wegen der „Glöck“, Deutschlands ältester urkundlich belegter Weinlage aus dem Jahre 742.
Denn im nördlichen Teil des Ortes ist eine Weinlage zu finden, die mitunter als eine der besten Weinbergslagen der Welt bezeichnet werden darf. Dabei handelt es sich um den „Roten Hang“ – eine Tonschieferschicht von augenscheinlich roter Farbe, die seit 290 Mio. Jahren besteht. Diese besondere Steillage ermöglicht den vorhandenen Weinreben besonders tief zu wurzeln, was vor allem die Mineralität der Erzeugnisse fördert.
Dabei erfreuen sich nicht nur die Top-Lagen Hipping und Pettenthal, beide direkt am Rhein gelegen, und die für rassige Rieslinge bekannte Niersteiner Orbel enormer Beliebtheit. Auch die Einzellagen Rehbach sowie die im südlichen Teil gelegenen Glöck und Oelberg haben ihren Anteil daran, dass das weltbekannte „Rotliegende“ gemeinhin auch als der Riesling-Hotspot schlechthin an den Rheinterrassen angesehen wird. Allgemein gilt der Riesling, der ca. 16% der Rebfläche in Rheinhessen bedeckt, als wichtigste Rebsorte der Weinregion.
Ein perfekter Kompromiss
So verwundert es nicht, dass auch die beiden bei uns im Shop vertretenen Niersteiner Weingüter Sebastian Strub und Lisa Bunn ihr Hauptaugenmerk auf den Riesling gelegt haben. Während die Jungwinzerin und ehemalige Weinkönigin Lisa Bunn das Weingut in vierter Generation führt, reichen die Wurzeln des Weingutes Strub in Nierstein sogar bis zum Jahre 1643 zurück. Familie Strub verschließt sich jedoch keineswegs Neuerungen, was sich nicht zuletzt in der ausschließlich ökologischen Bewirtschaftung ihrer Reben zeigt.
Man kann an diesem Beispiel erkennen, was diesen weinverrückten Ort so besonders macht, der trotz oder vielleicht auch genau wegen seiner Geschichtsträchtigkeit einen harmonischen Mittelweg zwischen Traditionsbewusstsein und Innovationen zu beschreiten scheint.